"Am 30. Oktober 1997 veröffentlichten wir im "Goldmarkt" eine Analyse des Goldmarktes, die über die alltäglichen Erklärungsversuche hinaus, eine Begründung für den Verfall des Goldpreises liefern sollte. Viele Indikatoren, wie die Entwicklung des Dollar, der Inflationsraten, der Zinsen und der Aktienmärkte hatten bei der Goldpreisprognose versagt. Auch die Fundamentaldaten über Angebot und Nachfrage konnten den Goldpreisrückgang nicht erklären. Die negative, veröffentlichte Meinung über Gold diente zwar als Begründung für den Preisverfall, aber der Preis einer Wahre fällt immer noch weil das Angebot größer ist als die Nachfrage und nicht weil weltweit negative Artikel veröffentlicht werden.
Bereits damals haben wir den Schlüssel für das künstlich erhöhte Goldangebot im Goldleihehandel ausfindig gemacht und auf das Buch "Goldminenaktien 1997, Seite 34" verwiesen: "Das Volumen ist durchaus geeignet, den Goldpreis über eine längere Periode in eine bestimmte Richtung zu bewegen."
Den Umfang der offenen Shortpositionen des Goldleihehandels hatten wir ausgehend von einem Vortrag, den Smeeton (Bank of England) auf der Australian Gold Conference im März 1994 hielt, auf etwa 8.000 t geschätzt. Bereits im März 1994 beteiligten sich 50 Zentralbanken mit einem Volumen von 1.500 t am Goldleihehandel (Smeeton). Aus einer weiteren Aussage Smeetons im November 1995, daß sich die Goldleihen der Zentralbanken in den zurückliegenden 18 Monaten verdoppelt hätten, läßt sich eine jährliche Steigerung der Goldleihen der Zentralbanken von 1.000 t ableiten (Quelle: Gold Newsletter, Ausgabe 10/97). Zusätzliche Goldleihen von Investmentbanken und privaten Anlegern ergaben unsere damalige Schätzung eines Leihvolumens von 8.000 t, das sich mittlerweile auf etwa 10.000 t erhöht haben dürfte.
Wir schrieben damals: "Die Zentralbanken wären dabei in einer Position, die Investmentbanken durch die Einstellung der Leihen dazu zu zwingen, das geliehene Gold zurückzuliefern. Da es am Goldmarkt unmöglich ist, 8000 t (die vierfache Jahresproduktion) zu kaufen, würde der Markt bei explodierenden Preisen sofort zusammenbrechen. Wahrscheinlich wären die Investmentbanken auf Sicht von mehreren Jahren nicht in der Lage, den Zentralbanken das geliehene Gold wieder zurückzugeben. Die Zentralbanken hätten das Gold verloren. Die Lage dürfte sich sogar noch zuspitzen, da die privaten Investoren bei einem steigenden Goldpreis als zusätzliche Käufer auftreten werden. Auch die Goldminengesellschaften könnten kein Gold liefern, da dieses ja bereits an die Investmentbanken verkauft wurde. In der aktuellen Situation sieht es jedoch eher danach aus, als ob die Zentralbanken die Wünsche der Investmentbanken nach umfangreichen Leihen weiter befriedigen wollen. In diesem Fall könnten die Zentralbanken ihren gesamten Bestand von 34.000 t verleihen. Das würde bedeuten, daß bei einer durchschnittlichen Leihrate von 2.000 t (die Rate steigt, da der schwache Goldpreis zu einer rückläufigen Minenproduktion führt) dieses Spiel theoretisch noch 13 Jahre weitergetrieben werden könnte."..."Für die verantwortlichen Notenbanker wird es immer offensichtlicher, daß die Investmentbanken das geliehene Gold niemals zurückliefen können. Auch andere Marktteilnehmer könnten diese Situation erkennen und den Goldmarkt durch gezielte Käufe innerhalb von Minuten aus den Angeln heben."
Für den Anleger haben wir zwei Schlußfolgerungen herausgehoben:
1. Die Abwärtsbewegung kann durch weitere Leihen der Zentralbanken (evtl. begleitet durch Verkäufe) noch über mehrere Jahre anhalten.
2. Der physische Goldmarkt kann bei einer Änderung der Leihpolitik der Zentralbanken oder durch gezielte Käufe in einer relativ kleinen Größenordnung innerhalb von Minuten aus den Angeln gehoben werden. Der Handel wird in einer solchen Situation sofort eingestellt (mehrfach 1980 geschehen).
Wir haben damals die Anlage in 20 % physischem Gold und 80 % erstklassiger Goldminenaktien empfohlen.
Die EU-Zentralbanken und die Schweizer Zentralbank scheinen mittlerweile erkannt zu haben, daß sie ihr Gold bei weiteren Verleihungen verlieren werden, was zur Washingtoner Erklärung vom 26. September 1999 führte, die Verleihungen nicht weiter auszuweiten. Gleichzeitig stimmten die EU-Zentralbanken einem jährlichen Goldverkauf von 400 t über einen Zeitraum von 5 Jahren zu, um einen Marktzusammenbruch (explodierende Goldpreise) zu vermeiden.
In den zurückliegenden Monaten haben viele Börsenbriefe unsere Überlegungen übernommen und weiterverbreitet. Selbst die Tageszeitungen Handelsblatt und FAZ bestätigten den Umfang des Leihvolumens in der von uns angegebenen Größenordnung. Immer deutlicher wurde darüber geschrieben, daß der Goldpreis manipuliert wird. Soweit wie die Zeitschrift "Die Telebörse" wagte sich neben dem "Goldmarkt" jedoch noch niemand vor:
In Ausgabe 7/2000 schreiben Markus Koch, New York, und Karen Eriksen, London, über den Goldpreisanstieg nach dem 26. September 1999: "Folglich wurde der Preisauftrieb von höchster Stelle gestoppt. Marktbeobachter vermuten dahinter sogar auch die US-Zentralbank". "Macht das Beispiel (Placer Dome will die Vorwärtsverkäufe einstellen) Schule, ist der Goldpreis nicht mehr zu halten. Es sei denn, er wird mit noch massiveren Mitteln von höchster Stelle gestoppt: durch eine Unterbrechung des Goldhandels." Beide Elemente finden sich bereits in unserer Analyse vom Oktober 1997:
1. Manipulation des Goldpreises von höchster Stelle (Leihen der Zentralbanken)
2. Gefahr der Einstellung des Goldhandels bei einem stark steigenden Preis.
"Die Telebörse" geht sogar noch weiter: "Schon seit geraumer Zeit versuchen einige in die Spekulation verwickelte Investmentbanken den Anstieg zu bremsen. Vor allem drei Namen werden genannt: Deutsche Bank, Merill Lynch und Goldman Sachs. Auch der Economic Stability Fund der USA soll versuchen, mit Hilfe von Derivaten zum Beispiel Optionen, den Preis niedrig zu halten."
Soweit uns bekannt ist, wurde der Economic Stability Fund, der dem US-Finanzministerium (Larry Summers) zugeschrieben wird, als Fonds, der zur Manipulation der Märkte eingesetzt wird, zum ersten Mal überhaupt erwähnt. Er dürfte so gut wie unbekannt sein. Der Fonds dessen Existenz jetzt erstmals veröffentlicht wurde, könnte erklären, wie Larry Summers als Vertreter des US-Finanzministeriums mit dem Einsatz von Derivaten einen Absturz des Dow Jones Index regelmäßig verhindern konnte. Außerdem wäre es möglich, den Goldpreis über diesen Fonds ohne direkte Mitwirkung der Fed zu manipulieren. Bislang war die Existenz von Fonds, die zur Rettung der Finanzmärkte eingesetzt wurden nur von Hongkong, Griechenland (vgl. Meldung vom 16.03.00 und Taiwan (vgl. Meldung vom 21.03.00) bekannt.
Auch das Gold Newsletter 3/2000 bezeichnet es als mittlerweile offenes Geheimnis, daß es eine Übereinstimmung von professionellen Händlern und Analysten darüber gibt, daß der Goldmarkt manipuliert wird. Wegen der unterstellten Größe der am Markt fehlenden Goldmenge und der Washingtoner Erklärung der EU-Zentralbanken, drängt sich die US-Zentralbank als Goldverkäufer auf. Auch die führende Rolle von Goldman Sachs im Goldmarkt und die engen Verbindungen zur US-Regierung verstärken diese Annahme. Da die US-Zentralbank und das US-Finanzministerium Goldverkäufe abstreitet, wird angenommen, daß der Goldpreis über Derivate nach unten manipuliert wird. In dieses Bild paßt auch, daß die US-Zentralbank und das US-Finanzministerium gegen eine schärfere Überwachung und schärfere Veröffentlichungspflichten der Derivatemärkte kämpfen. Die Manipulation des Goldmarktes durch einen Fonds (Economic Sability Fund) der dem US-Finanz-ministerium untersteht, drängt sich nach diesen Beobachtungen förmlich auf.
Selbst das Magazin "Economist" und die "Financial Times", die beide nicht als Freunde des Goldes bekannt sind, berichteten über die Wahrscheinlichkeit der Goldpreismanipulation durch die USA.
Schlußfolgerung: Ein genauer Zeitpunkt, wann die Manipulation zusammenbricht, kann nicht vorhergesagt werden. Es steht jedoch fest, daß der kommende Anstieg um so fulminanter wird, desto länger er auf sich warten läßt.