Die Hausse der Platingruppenmetalle verlief typisch. Nach einer jahrelangen Seitwürtsbewegung stieg der Platinpreis seit Ende 1999 zunüchst unbemerkt an. Erst im Februar 2000 ging der Preisanstieg in eine Hausse über und der Platinpreis konnte mehrjührige Höchststünde über 500 $/oz erzielen. Begleitet wurde die Platinhausse von der Aufwürtsbewegung des Palladiumpreises, der bereits seit Anfang 1997 von einem Niveau von etwa 120 $/oz Anstieg und im Februar 2000 auf über 800 $/oz emporschnellte. Auch der Rhodiumpreis konnte im Februar 2000 bei 2.575 $/oz ein neues Allzeithoch markieren.
Während der Rhodiumpreis im August 2000 ein zweites Hoch bei 2.600 $/oz erreichte und dieses Niveau seither nicht mehr überschreiten konnte, stiegen die Preise für Platin und Palladium Mitte Januar 2001 auf neue Rekordniveaus.
Grafik 1 + Grafik 2 + Grafik 3
Neben dem hinkenden Rhodiumpreis signalisiert vor allem die Preisentwicklung der Platin- und Palladiumaktien das kommende Ende der Hausse. Der nordamerikanische Marktführer Stillwater stieg bereits im Februar 2000 auf den Höchstkurs von 47,00 Euro und konnte diesen Kurs nach einer enttäuschenden Produktionsentwicklung nicht wieder erreichen. Die südafrikanischen Marktführer Anglo American Platinum und Impala Platinum erzielten ihre bisherigen Höchstkurse Mitte Dezember 2000 und blieben Mitte Januar 2001, als die Preise für Platin- und Palladium neue Rekordniveaus erreichten um etwa 10 bis 20 % unter den Höchstkursen aus dem Dezember 2000 zurück. Auch der australische Produzent Aquarius Platinum unterschreitet die Höchstkurse von über 10,00 A$, die um den Jahreswechsel 2000/01 erreicht wurden, aktuell um etwa 20 %.
Grafik 4
Ein weiteres Anzeichen für das kommende Ende der Hausse der Platingruppenmetalle ist das Auftauchen von Glücksrittern, Betrügern und Verbrechern im Platinsektor. Begleitet von Hymnen der Massenblätter (z.B. FAZ vom 10.12.00: "Zur Weihnachtszeit glänzt nur das Platin", Handelsblatt vom 11.01.01: "Palladium durchbricht Preisschwelle", "Analysten sehen weiteren Anstieg") wurde ein Treffen des russischen Oligarchen Potanin, dem Chef der Norilsk Nickel und dem Chef der umstrittenen britisch-russisch-israelischen Trans-World-Group (am 13.12.00 schrieb das Handelsblatt von der Londoner Trans-World-Group, vgl. Meldungen vom 13.12.00, Ausgabe 26/00 und 17.01.01, Ausgabe 02/01) bekannt. Bei dem Treffen soll es darum gegangen sein, das staatliche russische Exportmonopol für Platingruppenmetalle zu unterlaufen, um die Gewinne privatisieren zu können. Wie sich Absprachen auf dieser Ebene auf die Preise auswirken, bleibt zunächst völlig offen. Da der Chef der Norilsk Nickel, dem weltweit größten Palladiumproduzenten und mit der Trans-World-Group ein bedeutender Händler beteiligt ist, lassen sich Manipulationen des Palladiumpreises in beide Richtungen vorstellen.
Neben halbwegs seriösen Platin- und Palladiumwerten wie der nordamerikanischen North American Palladium und der australischen Zimbabwe Platinum tauchen jetzt Aktien auf, die bereits früher durch Abzockerei in anderen Bereichen auffielen. Die harmloseren Werte sind Goldstream und Tanami, die einfach auf den fahrenden Zug aufspringen wollen, um ihre Aktienkurse zu pflegen. Bedenklicher ist schon die australische Helix, deren Aktienkurs bereits vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einem Goldfund in Südaustralien, der sich im Anschluß allerdings als Seifenblase herausstellte, um ein mehrfaches nach oben gepuscht wurde.
Der vorläufige Höhepunkt ist jedoch eine Verbindung zwischen der australischen Boulder Steel des Dr. Wallner, einer Gesellschaft, die schon seit vielen Jahren mit unseriösen Versprechungen Kapital einsammelt und noch keines ihrer Versprechen auch nur ansatzweise einlösen konnte mit der Idaho Consolidated Metals, einer Gesellschaft der kanadischen Zockerbörse (Canadian Venture Exchange) und der australischen Rox Limited, einer Ausgliederung der My Casino (früher Abador) des Dr. Dr. Reitmeiers.
My Casino gilt als Synonym für eine der übelsten Börsengeschichten der jüngeren Vergangenheit, mit der so gut wie alle Varianten von Börsengaunereien durchgespielt wurden. Nur auszugsweise: Absolut unfähiges Management; übelste Promotion über Börsenbriefe, die nur kurzzeitig auftauchten und heute nicht mehr existieren; übelste Promotion über das Internet mit Teilnehmern, die nur kurzfristig auftauchten und heute nicht mehr existieren; dubiose, wahrscheinlich erfundene arabische Investoren, die über Vermittler mit österreichischen Handynummern Aktien im Millionenhöhe aufkaufen wollten; ein dubioser außerbörslicher Aktienhandel mit Aktienkursen über 1,00 Euro, über den zwar Aktien gekauft, aber keine Aktien verkauft werden konnten. Der aktueller Kurs der My Casino: 0,05 Euro. Einige Anleger im Goldbereich können sich an Reitmeiers Märchenstunden im Goldbereich unter dem Namen Abador erinnern, die ähnlich, aber noch lange nicht so professionell wie bei My Casino erzählt wurden. Die Profis, die sich mit Moser, Dr. Wallner und Dr. Dr. Reitmeier um Rox zusammengefunden haben, vereinigen das Potential, die Abzocke bei My Casino noch weit in den Schatten zu stellen. Die einzige Möglichkeit vieler potentieller Investoren, den Versprechungen dieser Verkaufsprofis zu entgegen, bleibt das absehbare Ende der Hausse der Platinmetalle. Wie bei der Promotion der My Casino und dem Absturz der Internetwerte markiert nämlich das Auftauchen von Profiabzockern das Ende und nicht den Anfang einer Hausse.