Der Artikel hat etwa das gleiche Niveau, wie die Artikel in der FAZ vom 07.09.00 mit dem Titel: "Die Verschwörungstheorie am Goldmarkt ist abwegig und falsch" (vgl. Ausgabe 19/00) und im Handelsblatt vom 02.10.00 mit dem Titel "Goldindustrie kritisiert Manipulationsgerüchte" (vgl. Ausgabe 21/00. Der Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Dieter Claasen wurde wie der Artikel der FAZ in London verfaßt, dem Handelszentrum, in dem nach Expertenmeinung die Manipulation des Goldmarktes maßgeblich organisiert wird.
Genau wie in dem Artikel der FAZ wird die Stichhaltigkeit der Manipulationsvorwürfe nicht weiter untersucht. Statt dessen werden die äußerst schwachen Argumente der Organisationen zitiert, die ihre Analysen im Interesse der beteiligten Investmentbanken erstellen.
In keiner Weise wird die Behauptung entkräftet, daß die beteiligten Investmentbanken an den Goldleihen kräftig verdienen. Selbst wenn die wahrscheinlich viel zu niedrigen Verleihzahlen des GFMS von 4.750 t Gold zugrunde gelegt werden, ergibt sich aus der Verleihpraxis bei einem Verleihzins von 1 % und einem Ertrag von 6 % ein jährlicher Gewinn von 2,3 Mrd $. Statt dieses Argument aufzugreifen schreibt Claasen über frustrierte US-Goldfans, die eine Klage bei einem Gericht in Bosten gegen die vermeintliche Goldpreismanipulation eingereicht haben. Daß die Kläger, bei denen es sich um ehemalige hochqualifizierte Mitarbeiter von Zentralbanken und erfahrene Juristen handelt, als frustrierte US-Goldfans bezeichnet werden, ist bezeichnend für die Qualität des Artikels.
Auch die folgende Zwischenüberschrift: "Totes Kapital im Tresor" zeigt, daß Claasen die Verleihgeschäfte der Zentralbanken in keiner Weise begriffen hat oder die Leser absichtlich in die Irre führen will.
Widersinnig sind die Ausführungen über den GFMS-Berater Walker, der zu Beginn des Artikels zitiert wird, daß das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage einer Verschwörungstheorie widerspricht und später erklärt, daß beteiligte Investmentbanken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan und Deutsche Bank bei einem steigenden Goldpreis hohe Verluste erleiden würden und daher ein natürliches Interesse an einem fortgesetzt niedrigen Goldpreis hätten. Damit liefert einer der Gegner der "Verschwörungstheorie" eine Begründung, warum die Investmentbanken ein Interesse an der Manipulation des Goldpreises haben.
Völlig wirr wird die Frage gestellt, wo die von den ausgeliehenen Mengen der Zentralbanken denn geblieben sind. Am Markt öffentlich zugängliche Fakten werden dagegen einfach ignoriert. Dem Autor scheinen selbst die Zahlen der GFMS unbekannt zu sein, die seit 1988 ein Defizit zwischen der Verarbeitung und der Minenproduktion veröffentlicht. Der Autor gibt sich überhaupt keine Mühe auch nur die wichtigsten Marktteilnehmer auf der Angebots- und der Nachfrageseite zu durchleuchten. Die Frage müßte lauten, wie das seit 1988 bestehende Defizit ohne Verleihungen ausgeglichen werden konnte. Völlige Fehlanzeige auch bei den öffentlich zugänglichen Daten über die Vorwärtsverkäufe der Goldproduzenten, die nur über Goldverleihungen durchzuführen sind. Auch hier liegen seit vielen Jahren frei verfügbare Zahlen des GFMS, des WGC und Veröffentlichungen der Gesellschaften vor.
Überhaupt keine Beachtung finden auch Äußerungen der Chefs vieler Zentralbanken und des IWF, die Gold immer wieder als wertvollen Aktivposten in der Bilanz bestätigen, der nicht zur Disposition steht. Viele weitere Aspekte, die bei der Begründung der Goldpreismanipulation entscheidend sind wie beispielsweise das Volumen der täglichen Umsätze, das Volumen der Derivate oder die Preisentwicklung nach dem Washington Agreement on Gold (WAG) durch 15 europäische Zentralbanken nach dem 26.09.99 werden einfach nicht beachtet.
Wie die Artikel in der FAZ vom 07.09.00 und im Handelsblatt vom 02.10.00 wirkt der Artikel in der Süddeutschen Zeitung wie ein unfundiertes Statement der Lobby der Investmentbanken, die wegen ihrer finanziellen Interessen an einer Desinformation der Anleger interessiert sind. Die Argumente für eine Goldpreismanipulation werden nicht widerlegt und gewinnen daher noch an Glaubwürdigkeit.
Es erscheint gerade so, als ob die Investmentbanken die Veröffentlichungen der Medien vollständig kontrollieren und eine ehrliche Berichterstattung über den Goldmarkt nicht zulassen. Alle 3 Artikel führen zu dem Schluß, daß öffentlich zugängliche Informationen im Interesse einer Berichterstattung für die an den Goldleihen beteiligten Investmentbanken bewußt unterschlagen werden. Für den aufmerksamen Beobachter des Goldmarktes und für alle uns bekannten Analysten steht fest, daß die durch unqualifizierte Journalisten in allen 3 Tageszeitungen vorgetragenen Argumente gegen eine Goldpreismanipulation die Glaubwürdigkeit der Vorwürfe des GATA noch erhöhen.