Der Goldpreis befindet sich nach wie vor in einem langfristigen Aufwärtstrend. Die wichtigsten Stützen des Trends sind die zunehmende Verschuldung der Haushalte, hier vor allem das Zwillingsdefizit in den USA, die unerfüllbaren Versprechen der Versicherungen, hier vor allem der japanischen Versicherungen und die Demontage der Sozialsysteme. Da in keinem der Bereiche wesentliche Besserungen zu erwarten sind, dürfte die Verschiebung der Anlageorientierung in Richtung Werterhaltung und Sicherheit anhalten, so dass eine Trendumkehr nicht zu erwarten ist. Auch die fundamentale Entwicklung mit einer Nachfrage, die über dem Angebot liegt und abnehmender Zentralbankbestände spricht für einen langfristig angelegten Aufwärtstrend beim Gold.
Die Abwärtsbewegung seit Januar 2004 ist als Korrektur auf die vorangegangenen Gewinne zu interpretieren. Die aktuell zu beobachtenden Aktienkursrückschläge erfolgen nach dem klassischen Ausverkaufsmuster, so dass bereits Anfang Mai mit deutlichen Kurserholungen bei den Goldminenaktien und später auch bei Goldpreis gerechnet werden kann. Bei einem Goldpreisanstieg auf 480 bis 500 $/oz bis zum Jahresende eröffnet sich vom heutigen Niveau aus für Goldminenaktien und Goldminenfonds ein Aktienkurspotential von 50 bis 100%.
Der Gold Kongress in München am 17.04.04 erbrachte für die Leser des Goldmarktes keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich die Referenten darin einig waren, dass der Goldpreis bis zu einer unabwendbaren Währungsreform nur noch steigen kann. Heftige Korrekturen müssen jedoch immer wieder einkalkuliert werden. Begründet wird diese Prognose mit einer Geldpolitik, die klar auf Inflation angelegt ist. Wegen der ‹berschuldung der Staatshaushalte, der Banken und der privaten Haushalte sind deutliche Zinsanhebungen auf längere Sicht nicht möglich.
Auf dem European Gold Forum in Zürich am 22. und 23.04.04, bei dem sich insgesamt 30 Gesellschaften vorgestellt haben, waren sich die Analysten einig, dass es keine aussergewöhnlichen Anlagemöglichkeiten mehr gibt, da der Markt mittlerweile von vielen Analysten gründlich nach Chancen durchleuchtet wurde. überdurchschnittliches Aktienkurspotential ist heute praktisch immer mit hohen und unkalkulierbaren Risiken verbunden, wie z.B. bei Gabriel Resources (NA), die erhebliche Probleme mit Umweltschutzgruppen und der Umsiedlung von Einwohnern hat oder bei Canyon Resources (NA), die auf die positive Entscheidung eines Gerichts über eine Umweltstudie am 02.11.04 angewiesen ist, da ihr McDonald Projekt in Montana sonst nicht entwickelt werden kann.
Auffällig war, dass nur Highland Gold (GB), Peter Hambro Mining (GB) und Randgold (NA) die Gewinnentwicklung in den Vordergrund gestellt haben. Für die meisten Gesellschaften sind das Produktionswachstum und die Ausweitung der Goldressourcen die vorrangigen Unternehmensziele.
Eine interessante Wachstumsperspektive eröffnet Yamana (NA), die ihre Produktion von derzeit jährlich 100.000 oz bis 2007 auf 400.000 oz steigern möchte. Die Projekte liegen alle in Brasilien und Yamana ist bereits gut bewertet. Queenstake (NA) will ihre Produktion bis Mitte 2005 auf jährlich 350.000 oz ausweiten, konnte aber nicht überzeugend darstellen, dass dabei auch Gewinne erwirtschaftet werden können. Auch Apollo Gold (NA), die ihre Prognosen in der Vergangenheit nicht erfüllen konnte, plant einen Anstieg der Goldproduktion bis 2008 auf jährlich 350.000 oz ohne dass eine überzeugende Gewinnperspektive gegeben werden konnte. Im Gegensatz dazu will Highland Gold (GB) die Produktion in Russland von derzeit 194.000 oz bis 2008 auf 575.000 oz erweitern, arbeitet dabei bereits jetzt mit einer Umsatzrendite von etwa 20 % und ist in der Lage, eine kleinere Dividende zu bezahlen. Eine ähnliche Perspektive bietet Peter Hambro (GB), die bei einer ähnlichen Umsatzrendite nach Norilsk Nickel (RUS) zum zweitgrössten russischen Produzenten aufsteigen will. Die Goldressourcen der Peter Hambro umfassen bereits jetzt 55 Mio oz und für die Finanzierung weiterer ‹bernahmen konnte die Hypo-Vereinsbank (D) gewonnen werden. Absolut kompromisslos kauft Vista Gold (NA) unökonomische Ressourcen zusammen, die erst bei einem wesentlich höheren Goldpreis in Produktion gebracht werden können. Der Vorstand will die Goldressourcen, die mittlerweile auf 12,5 Mio angewachsen sind, erst bei einem Goldpreis von 700 bis 1.000 $/oz verwerten. Bei einem steigenden Goldpreis ergibt sich dadurch ein überdurchschnittlicher Hebel auf den Goldpreis, bei einem fallenden Goldpreis entwickelt sich Vista dagegen zu einem unverkäuflichen Investment.
Viel diskutiert wurde in der letzten Woche die Aufgabe des Goldfixings von N.M. Rothschild. Die Begründung, den Rohstoffhandel völlig einstellen zu wollen erscheint im aktuellen Umfeld wenig stichhaltig. Nachdem der Goldmarkt eine 20 jährige Baisse beendet hat, befindet er sich seit 1999 in einem stabilen Aufwärtstrend mit hervorragenden Geschäftsaussichten für alle am Goldhandel beteiligten Unternehmen.
In einem Artikel in der Internetzeitung money.telegraph des Daily Telegraph mit dem Titel: "Ich bin froh, dass Rothschild Gold aufgibt" versteigt sich der Autor George Trefgarne in der Behauptung, dass die Familie Rothschild den Aufwärtstrend des Goldes bereits überschritten sieht (und warum haben sie dann das Fixing nicht 1980 aufgegeben). Für George Trefgarne könnte dies die beste Nachricht des Jahres bedeuten, denn ein fallender Goldpreis ist ein Zeichen dafür, dass alles in der Welt richtig läuft (nachdem der Autor bereits hier den Boden der Realität verlassen hat, erübrigt sich ein Kommentar über seine weiteren wirren Ausführungen).
Viel logischer sind Erklärungsversuche, die auf enorme Schieflagen der N.M. Rothschild bei Goldleihen hindeuten, die notleidend geworden sind, nachdem immer weniger Goldproduzenten bereit sind, Vorwärtsverkäufe durchzuführen mit denen sich N.M. Rothschild gegen einen steigenden Goldpreis abgesichert hat. Die Vorstellung, grosse Schieflagen bei einem steigenden Goldpreis glattstellen und dabei auch noch den Goldpreis öffentlich fixieren zu müssen, könnte die Mitarbeiter der N.M. Rothschild an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Andere Kommentatoren gehen noch weiter und meinen, dass N.M. Rothschild vor einem Crash der Papierwährungen in volle Deckung geht und den von ihr in den letzten Jahren manipulierten Goldmarkt nicht mehr kontrollieren will oder kann.