1. Physischer Goldmarkt im Gesamtjahr 2007
Am 18.01.08 veröffentlichte GFMS (Gold Fields Mineral Services) eine Aktualisierung der Zahlen über den physischen Goldmarkt für das Jahr 2007. Im Vergleich zum Vorjahr ergeben sich einige, teilweise auch überraschende Änderungen. Prinzipiell hat sich die Gesamtsituation aber nicht wesentlich verändert.
Auf der Angebotsseite fiel die Minenproduktion um 1 % auf 2.444 t zurück. Dabei löste China Südafrika als weltgrößten Produzenten ab. Südafrika war zwischen 1905 und 2006 unangefochten der weltgrößte Goldproduzent. Die Produktion fiel neben Südafrika vor allem in Peru, in Kanada und in den USA zurück, was durch einen Anstieg der Produktion in China, Indonesien, Brasilien und Ghana nicht ganz ausgeglichen werden konnte. Die Produktion in Australien blieb stabil. Die Netto-produktionskosten stiegen auf Jahresbasis in den ersten 9 Monaten 2007 um 24 % auf 401 $/oz an.
Die Verkäufe der Zentralbanken erhöhten sich 2007 um 33,0 % auf netto 488 t. Die größten Goldverkäufer waren die Schweiz mit 135 t, Spanien mit 135 t und Frankreich mit 96 t. Als wesentlicher Goldkäufer trat nur Rußland mit 45 t auf. Wie in den Vorjahren haben China, Japan, Taiwan und Südkorea nicht einmal Bruchteile ihrer Währungsreserven in Gold umgeschichtet.
Das Angebot aus Recyclinggold fiel um 19,2 % auf 895 t zurück. Im Gegensatz zu 2006 führte auch der zum Jahresende stark steigende Goldpreis nicht mehr zu einem Verkauf überschüssiger Lagerbestände. Zusammengenommen fiel das Angebot aus Minenproduktion, Zentralbankverkäufen und Recycling um 3,3 % auf 3.827 t zurück. Diese Summe wurde durch die Eindeckung von Vorwärtsverkäufen um 418 t auf 3.409 t reduziert.
Auf der Nachfrageseite stieg die Schmuckproduktion um 5,5 % auf 2.407 t an. Vor allem im
1. Halbjahr konnte die Nachfrage zulegen. Im 2. Halbjahr fiel die Nachfrage wegen des starken Preisanstiegs dagegen zurück.
Die gesamte übrige Nachfrage stieg leicht um 2,3 % auf 899 t an.
Bei der Nachfrage durch Investoren ermittelte GFMS Nettoverkäufe von etwa 200 t im 1. Halbjahr und Nettokäufe von etwa 300 t im 2. Halbjahr, so daß die Investoren auf Sicht des Gesamtjahres netto nur 103 t gekauft haben sollen. Die Gesamtsumme aus Schmuckproduktion, übriger Produktion und der Nachfrage durch Investoren ergibt 3.409 t.
Für 2008 kann auf der Angebotsseite eine unveränderte Produktion und ein unverändert hohes Angebot aus dem Recycling erwartet werden. Rückläufige Verkäufe der Zentralbanken dürften durch einen Rückgang bei der Eindeckung von Vorwärtsverkäufen zum größeren Teil ausgeglichen werden, so daß das Angebot insgesamt leicht ansteigen könnte. Auf der Nachfrageseite kann wegen der wesentlich höheren Preise und der Rezession in den USA mit einem Rückgang der Schmuckproduktion gerechnet werden. Wie in den Vorjahren auch wird das Verhalten der Investoren für die Goldpreisentwicklung verantwortlich sein, wobei zu beachten ist, daß die Angaben der GFMS über das Verhalten der Investoren reine Phantasie sein dürften.
Was die Studie, wie auch die Vorgängerstudien für eine Goldpreisprognose schließlich völlig wertlos macht, ist das Fehlen einer Beurteilung der umfangreichen Shortpositionen der Investmentbanken und der Ausweitung des Gold-Derivatemarktes. Weiterhin werden die Möglichkeiten der Bank of England und anderer Zentralbanken in Abstimmung mit den Investmentbanken ignoriert, den Goldpreis durch Goldverleihungen zu manipulieren. Die Bank of England führt die Verleihgeschäfte für etwa 60 Zentralbanken aus und verfügt damit über das Potential, den Goldpreis jederzeit zu steuern. Das Washington Agreement on Gold (WAG), das eine Ausweitung der Goldverleihungen verbietet, wurden von allen größeren Zentralbanken mit Ausnahme der Bank of England unterschrieben (vgl. Ausgabe 06/04).