1. Aktuelle Fragen

1. Der Goldmarkt gilt als recht intransparent, das Zustandekommen des Goldpreises unterliegt offenbar einer Vielzahl zum Teil voneinander völlig unabhängiger Faktoren. Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Einflußfaktoren auf der Angebotsseite sowie auf der Nachfrageseite, die den Goldpreis beeinflussen?

Der physische Goldmarkt ist grundsätzlich relativ ausgeglichen. Das Angebot der Goldminen wird von der Schmuckindustrie verarbeitet. Die übrigen Marktteilnehmer (Industrie, Zahngold...) spielen nur eine untergeordnete und ebenfalls relativ konstante Rolle. Wirklich preisentscheidend ist das Verhalten der Anleger und der Zentralbanken. Dabei treten die Anleger zunehmen als Käufer auf. Vor allem steigt die Nachfrage mit dem Wohlstandswachstum in Indien und China. Zuletzt kamen einige Käufer in westlichen Ländern hinzu, die das Vertrauen in die Papierwährungen verloren haben. Die Zentralbanken haben diese zusätzliche Nachfrage der Anleger mit Verkäufen nicht mehr ausgleichen können, so daß der Goldpreis angestiegen ist. Da die Zentralbanken nur über einen schrumpfenden Bestand verfügen, der nicht mehr aufgefüllt werden kann, ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis die Zentralbanken entweder kein Gold mehr verkaufen wollen oder kein Gold mehr verkaufen können, da sie keines mehr haben. Spätestens dann muß der Goldpreis auf den fairen Preis von aktuell etwa 1.200 $/oz ansteigen.

2. Langfristig ist eine stark negative Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem US-Dollar zu beobachten. Wie ist diese zu erklären?

Die negative Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Dollar resultiert aus dem schnelleren Vertrauensverlust in den Dollar gegenüber dem Euro. Grundsätzlich steigt die Nachfrage nach Gold wenn die Anleger das Vertrauen in ihre Papierwährungen verlieren. Je schlechter die Währungs-politik ist, desto größer wird demnach die Nachfrage nach Gold. Wenn jetzt das Vertrauen in den Dollar schneller schwindet als in den Euro, dann steigt auch der Goldpreis in Dollar schneller als in Euro.

3. Seit langem steigt der Goldpreis und erreicht derzeit wieder ein Niveau, wie es zuletzt 1980 zu sehen war. Was sind die Gründe für den Anstieg?

Die Anleger erkennen, daß das durch und durch marode Papiergeldsystem jetzt jederzeit kollabieren könnte. Die Goldverkäufe der Zentralbanken reichen nicht mehr aus, um den Goldpreisanstieg zu verzögern. Die Zentralbanken haben die Kontrolle über das Papiergeldsystem und den Goldpreis weitgehend verloren.

4. Wie lange wird die Hausse noch anhalten? Welcher Preis ist in welcher Zeitspanne erreichbar?

Ohne die Eingriffe der Zentralbanken hätten wir einen fairen Goldpreis von derzeit etwa
1.200 $/oz. Bei diesem Preis würde sich der Markt zwischen Nachfrage und Angebot ohne Zentralbankverkäufe ausgleichen. Da wir uns wegen der Geldpolitik der vergangenen Jahre in einem sich beschleunigenden Inflationstrend befinden, dürfte der Goldpreis nach dem Ende der Zentralbankverkäufe über dieses Ziel hinausschießen.

5. Wie groß ist das Risiko eines Absturzes etwa aufgrund einer möglicherweise vorliegenden Spekulationsblase?

Trotz des etwas gestiegenen Interesses bleibt die Mehrzahl der Anleger im Gold völlig unterinvestiert. Am Markt herrscht bei den Banken und Brokern weiterhin tiefer Pessimismus. Die Mehrzahl der Beobachter geht von rückläufigen Goldpreisen in den nächsten Jahren aus. Kursrückschläge sind im aktuellen Aufwärtstrend möglich und normal. Ein Absturz ist im Hinblick auf die fundamentale Verfassung des Marktes aber nicht zu erwarten. Es liegt definitiv keine Spekulationsblase vor.


6. Was - außer einer möglichen Spekulationsblase - könnte zurzeit als Argument gegen ein Goldinvestment vorgebracht werden?

Bei einer gleichzeitigen Konsolidierung der Haushalte, dem Abbau der Derivateblase, der Rückführung der Geldmengen, der Gesundung der Banken und Versicherungen, dem Einhalten der Rentenversprechen und der Rückzahlung der Schulden dürfte eine Anlage in Gold uninteressant werden. Daneben könnten Kriege Indien/Pakistan oder China/Taiwan den Wohlstand in diesen Regionen vernichten. Massive Goldverkäufe der betroffenen Bevölkerung wären die Folge, was den Goldpreis negativ beeinflussen würde.

7. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Vehikel, über die in Gold investiert werden kann, angefangen beim physischen Goldkauf über Goldaktien, Fonds, Zertifikate bis hin zu Goldkonten. Welches dieser Vehikel eignet sich für welchen Anlegertyp/für welche Anlegerpräferenzen?

Von Goldzertifikaten ist dringend abzuraten. Zertifikate sind unverzinsliche Bankschuld-verschreibunen, deren Wert bei einer Bankenpleite verfallen würde. Eine Absicherung gegen eine Finanzkrise ist mit Zertifikaten demnach absurd. Bei Goldkonten ist eine physische Auslieferung im Krisenfall zwar möglich, praktisch aber wohl in den seltensten Fällen durchführbar. Daher bietet sich zur Anlage nur physisches Gold an, auf das im Zweifelsfall persönlich zugegriffen werden kann. Goldaktien und Goldaktienfonds bieten eine Ergänzung zur Anlage in physischem Gold. Goldaktien reagieren üblicherweise mit einem Hebel auf den Goldpreis, so daß die Gewinne bei einem Anstieg größer sind. Goldaktien beinhalten andererseits aber das unternehmerische Risiko beim Goldabbau oder der Goldexploration. Wegen des größeren Potentials eignet sich Silber als Anlage für kleinere Vermögen. Zudem ist der private Silberbesitz im Gegensatz zum Goldbesitz weltweit bislang niemals verboten worden. Silber hat allerdings das Problem der Lagerung, der größeren Handelsspannen und der Belastung durch die Mehrwertsteuer. Derzeit empfehle ich für mittelgroße Vermögen eine Verteilung von 50 % auf Goldaktien oder Goldaktienfonds, 30 % physisches Gold und 20 % physisches Silber. Bei kleinen Anlagesummen steigt der Silberanteil, bei größeren Anlagesummen der Goldanteil.