1. Spekulation in Silber
In den letzten Wochen nahmen die Investitionen in Silber deutlich zu. Bei unserer Edelmetall-handelsfirma Westgold liegen die Umsätze um etwa 300 bis 400 % über dem Vorjahresniveau. Unsere Mitbewerber melden ebenfalls Rekordumsätze und die Münzprägestätten in Australien und Kanada können die enorme Nachfrage derzeit nicht befriedigen, so daß längere Lieferzeiten für die beliebten 1 kg Kookaburra (Australien) und 1 oz Maple Leaf (Kanada) entstanden sind.
Grundsätzlich halten wir Investments in physisches Silber zwar für richtig und empfehlenswert. Dennoch sollten vor einer Anlageentscheidung einige Besonderheiten des Silbermarktes sorgfältig bedacht werden.
Mit Investments im Edelmetallbereich können verschiedene Ziele verfolgt werden, für die sich jeweils unterschiedliche Anlagemöglichkeiten anbieten.
Grundsätzlich ungeeignet sind Anlagen in Schuldverschreibungen von Banken (Zertifikate) auf denen Gold, Silber oder ähnliches draufsteht, die aber im Zweifelsfall bei einem Konkurs der Bank wertlos verfallen.
Die Anlage in physischem Gold bietet sich vor allem dann an, wenn größere Vermögensteile gegen den Zusammenbruch des Papiergeldsystems abgesichert werden sollen. Da der Goldmarkt größer ist als der Silbermarkt, bleibt er auch bei größeren Zu- und Abflüssen liquide, so daß hohe Summen jederzeit an- und verkauft werden können. Außerdem bietet der Goldmarkt den großen Vorteil der Befreiung von der Mehrwertsteuer, so daß bereits ein Anstieg des Goldpreises um 3 % ausreicht, um Standardinvestments wie den Krügerrand oder Goldbarren ab 100 Gramm in die Gewinnzone zu bringen.
Als Ergänzung der physischen Anlage ist Silber unverzichtbar. Während der Goldbesitz in mehreren Staaten (z. B. in den USA zwischen 1933 und 1973) bis auf wenige Sammlermünzen verboten war, ist ein Verbot von Silber bislang weltweit unbekannt. Dabei könnte ein Verbot oder drohendes Verbot von Goldbesitz zu einer fulminanten Beschleunigung des Anstiegs des Silberpreises führen. Da der Silbermarkt in Bezug auf das Anlagevolumen sowieso viel kleiner ist als der Goldmarkt, wird der Silberpreis mit einem deutlichen Hebel auf den Goldpreis ansteigen. Sollte der Goldpreis das historische Hoch von 871 $/oz überwinden und sich auf den Weg zur 1.000 $/oz-Marke aufmachen, wird sich der Silberpreis sicherlich mehr als verdoppeln und prozentual etwa doppelt so schnell wie der Goldpreis anziehen können.
Wer die Anlage auf die ganz große Krise ausrichtet, in der Gold und Silber ersatzweise für Papiergeld als Zahlungsmittel fungieren, sollte sich ebenfalls einen kleinen Vorrat an Silbermünzen zulegen, da der Bauer im Krisenfall „auf den Krügerrand kein Wechselgeld gibt“.
Problematisch bei der Anlage in physischen Silber ist jedoch grundsätzlich die hohe Spanne zwischen dem An- und Verkaufspreis. Diese ergibt sich aus den Prägekosten, den hohen Transport- und Versicherungskosten sowie der Mehrwertsteuer. Derzeit beträgt die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis etwa 18 %. Zu beachten ist dabei jedoch, daß diese Preise nur für Neuware gelten. Unberührte Münzen älterer Jahrgänge können derzeit mit einem kleinen Abschlag ebenfalls problemlos verkauft werden, so daß sich für diese Münzen eine Differenz zwischen An- und Verkaufspreis von etwa 20 % errechnet. Im aktuellen Umfeld steigender Preise bleiben die Prägekosten für die Münzen damit vollständig erhalten. Dies ist jedoch nicht mehr der Fall, wenn die Münzen bei einem fallenden Silberpreis zurückgekauft werden sollen. Da in einer Silberhausse über viele Monate Münzen an Anleger verkauft werden und die Anleger diese Münzen bei einem Preisrückschlag oder Trendwechsel innerhalb von wenigen Tagen wieder verkaufen wollen, wird der Markt in einem solchen Umfeld zusammenbrechen, so daß die Münzen nur noch eingeschmolzen werden können. In diesem Fall reduziert sich der Ankaufspreis auf den reinen Silberpreis, so daß sich die Handelsspanne zwischen dem An- und Verkaufspreis auf über 30 % erhöhen wird.
Für eine Anlage aus Absicherungsgründen ergibt sich durch diese zu erwartende Markt-entwicklung keine Änderung. Für eine Anlage zu Investitionszwecken ergibt sich jedoch die Notwendigkeit, den Silberbestand vor einer Trendwende wieder verkaufen zu müssen. Dabei läuft der Anleger das Risiko, viel zu früh zu verkaufen. Andererseits riskiert er nach einem Trendwechsel wegen der einbrechenden Ankaufspreise erhebliche Verluste.
Aus den genannten Gründen raten wir dazu, einen Teil der Edelmetallanlagen in Silbermünzen anzulegen, diesen Anteil aber nicht unbedingt überzugewichten. Nicht nur wegen der Lager- und Transportproblematik, sondern auch wegen der zu erwartenden schwierigen Marktentwicklung sollte der Anteil der Goldanlagen daher bei der Anlage größerer Vermögen übergewichtet werden. Außerdem sollte alternativ eine Anlage in Silberaktien oder einem Silberaktienfonds erwogen werden. Hier empfehlen wir vor allem eine Anlage im Weltmarktführer Silver Wheaton, die durch ihr Geschäftsmodell auch sehr gut gegen einen fallenden Silberpreis abgesichert ist. Wir erwarten, daß sich der Aktienkurs der Silver Wheaton eventuell mit einem kleinen Hebel, aber weitgehend parallel zum Silberpreis entwickeln wird, so daß die Gewinne aus einem Silberpreisanstieg in vollem Umfang mitgenommen werden können. Gleichzeitig kann die Anlage aber innerhalb von Minuten mit Kosten von etwa 1 % an der Börse aufgelöst werden, was im Vergleich zu einem Verkauf von physischem Silber wegen der Markt- und Transportproblematik erheblich aufwendiger ist. Beim Pokern auf den Verkauf in der Nähe der Höchststände ist eine Anlage in Silver Wheaton oder einem Silberaktienfonds der Anlage in physischem Silber damit weit überlegen.