Am 6. September 2001 eröffnete Anglogold (GB) die Schlacht um Normandy Mining (AUS) mit einem Übernahmeangebot. Für jeweils 100 Normandy Mining Aktien bot Anglogold 2,15 eigene Aktien. Anglogold erhofft sich durch die Übernahme ein verbessertes Image als weltweit operierender Konzern und eine Höherbewertung der Aktien im Vergleich zu den nordamerikanischen Konkurrenten Barrick (NA), Newmont (NA) und Placer Dome (NA). Gleichzeitig würde sich Anglogold mit einer jährlichen Produktion von 9,5 Mio oz weit von den Konkurrenten absetzen. Anglogold und Normandy Mining könnten bei einer Fusion in einigen Projekten durchaus Synergien nutzen. Da beide Gesellschaften gewinnstabil sind, könnten die Aktionäre auch weiterhin eine Dividendenrendite im Bereich von 5 % erwarten. Auffällig war nach dem Übernahmeangebot die abwartende Haltung des Hauptaktionärs Franco-Nevada (NA), der sich nicht zu einer Annahme des Angebotes der Anglogold entschliessen konnte.

Am 15. November 2001 konterte Newmont Mining (AUS) das Angebot der Anglogold mit einem gleichzeitigen Übernahmeangebot an Franco Nevada und Normandy Mining. Für 100 Franco-Nevada Aktien bot Newmont 80 eigene Aktien und für 100 Normandy Aktien 3,85 eigene Aktien. Zusätzlich stellte Newmont 0,05 A$/Normandy Mining Aktie in Aussicht, falls mehr als 90 % der Normandy Mining Aktionäre dem Angebot zustimmen sollten. Der grosse strategische Vorteil der Newmont liegt in dem gleichzeitigen Angebot an Franco-Nevada, die mit ihrem Anteil von 19,9 % an Normandy Mining der Übernahme durch Newmont bereits zugestimmt hat. Gegen diesen Anteil kann Anglogold nur schwer ankommen, da ein Übernahmeangebot durch Anglogold an Franco-Nevada aussichtslos erscheint. Ausserdem wird ein Gegenangebot der Anglogold für Normandy Mining durch eine sogenannte "poison pill" (Giftpille) erschwert. Vertraglich wurde zwischen Newmont und Normandy Mining vereinbart, dass Normandy Mining 38,3 Mio A$ an Newmont bezahlen muss, falls die Übernahme durch Newmont nicht gelingt. Sollte die Übernahme der Franco-Nevada durch Newmont nicht gelingen, müsste Franco-Nevada sogar 100 Mio $ an Newmont bezahlen.

Schärfe in die Übernahmeschlacht bringt vor allem die Ankündigung der Newmont, die Vorwärtsverkäufe der Normandy Mining so schnell wie möglich schliessen zu wollen (Marktbericht der CBS). Mit der Aussage, dass Gold ein gewaltiges Aufwärtspotential besitzt, baute Newmont weiteren Druck auf. In die gleiche Kerbe schlug Franco-Nevada mit der Betonung, dass Franco-Nevada in den letzten 18 Jahren niemals Gold vorwärtsverkauft hat und diese Philosophie in den nächsten 3 Jahren enorme Gewinne bringen wird. Franco-Nevada bezifferte sogar das Aufwärtspotential. Die Schliessung von Vorwärtsverkäufen im Umfang von 300 t würde den Goldpreis um 20 $/oz nach oben katapultieren. Die Glattstellung der Vorwärtsverkäufe der Normandy Mining hätte nach dieser Berechnung einen Goldpreisanstieg von etwa 25 $/oz zur Folge, was die Manager und Banker der umfangreich gehedgten Anglogold, Barrick, Placer Dome und Delta Gold/Goldfields wahnsinnig machen dürfte.

Newmont könnte sich mit Franco-Nevada und Normandy in relativ kurzer Zeit als ungehedgter Weltmarktführer präsentieren, der von seinem selbst ausgelösten Goldpreisanstieg voll profitieren könnte. Die Konkurrenten würden gleichzeitig riesige unrealisierte Verluste auftürmen und in die Enge getrieben, ihrerseits ihre Vorwärtsverkäufe aufzulösen und damit die Gewinne für Newmont noch schneller sprudeln zu lassen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die betroffenen Unternehmen und ihre Banker über ihre Sprachrohre alles in Bewegung setzten, um die Übernahme der Normandy Mining durch Newmont zu sabotieren. Bereits am folgenden Tag wurde über die Nachrichtenagentur Reuters verbreitet, dass der Goldpreis auf ein neues 9-Wochentief zurückfiel, da die Händler kein Potential für den Goldpreis durch die Rückführung der Hedgepositionen der Normandy Mining durch Newmont sehen. Reuters zitiert David Meger von Alaron Trading: "Es wird eine Zeit lang ein unterstützender Faktor sein, aber wird dies den Markt wirklich höher bringen? Nein, so ist es nicht". Auch am Folgetag werden in der Meldung von Reuters die Aussagen der Newmont und der Franco-Nevada über einen durch die Schliessung von Vorwärtsverkäufen möglichen Goldpreisanstieg selbstverständlich ignoriert.

Am 22. November erschien ein Bericht in einer südafrikanischen Zeitung, dass Anglogold das Übernahmeangebot an Normandy Mining um die Zahlung einer Dividende in Höhe von 0,15 A$/Aktie verbessern will. Diese Aussage wird durch den Verkauf einiger südafrikanischer Minen an Harmony (SA) und African Rainbow Minerals unterstützt (vgl. Meldung vom 23.11.01), durch den Anglogold die Kriegskasse um 230 Mio $ aufbessern konnte.

Gleichzeitig tauchten Gerüchte auf, dass die mittlerweile in die Ecke gedrängte Barrick (NA) ein Übernahmeangebot an die freien Aktionäre der Anglogold machen könnte. Durch ein Übernahme-angebot könnte Barrick den Aktienkurs der Anglogold soweit nach oben treiben, dass das Angebot an Normandy Mining im Wert über dem Angebot der Newmont liegen würde. Gemeinsam mit Anglogold und Normandy Mining hätte Barrick allerdings ein Volumen der Vorwärtsverkäufe über 52,5 Mio oz, wodurch eine wahnsinnige Anfälligkeit bei einem Goldpreisanstieg entstehen würde. Immerhin erhöhen sich die unrealisierten Verluste bei jedem Goldpreisanstieg von 10 $/oz um jeweils über 500 Mio $. Trotz dieser gefährlichen Situation kann davon ausgegangen werden, dass die hinter Barrick stehenden Banken diese Entwicklung einer Konfrontation mit einem finanzstarken und ungehedgten Weltmarktführer Newmont vorziehen werden. In jedem Fall scheinen Barrick und Placer Dome in der derzeitigen Situation die Verlierer zu sein, wobei Placer Dome jedenfalls zwischenzeitlich erfolglos versucht hat, ihre Vorwärtsverkäufe abzubauen. Barrick bezahlt dagegen jetzt den Preis dafür, dass sie im Interesse der Investmentbanken und gegen ihre eigenen Interessen mit ihren Vorwärtsverkäufen gegen einen Goldpreisanstieg gearbeitet hat.

Auf der Basis der Kurse vom 26. November ergibt sich für das Angebot der Anglogold ein Gegenwert für Normandy Mining von 1,45 A$ und für das Angebot der Newmont, ohne die Berücksichtigung der Bonuszahlung von 0,05 A$, falls mehr als 90 % der Aktionäre das Angebot annehmen, ein Gegenwert von 1,42 A$. Da beide Unternehmen eigene Aktien für die Übernahme angeboten haben, sollte eine Erhöhung der Angebote leicht möglich sein. Allerdings sind nach den Angeboten der Anglogold und der Newmont die Aktienkurse beider Unternehmen deutlich eingeknickt, was sich bei einer Erhöhung der Angebote wiederholen dürfte.

Obwohl der Gegenwert des Angebotes der Newmont derzeit unter dem des Angebotes der Anglogold liegt, sehen wir vor allem wegen des 19,9 % Anteils der Franco-Nevada an Normandy etwas bessere Aussichten für Newmont, die Übernahmeschlacht zu gewinnen. Wir können uns allerdings auch sicher sein, dass die hinter Barrick und Anglogold stehenden Banken alles tun werden, um diesen Erfolg der Newmont zu verhindern. Möglicherweise ist hinter den Kulissen schon alles entschieden und Newmont/Franco Nevada begnügt sich mit der Vertragsstrafe von 38,3 Mio $. Die jüngste Kursentwicklung der Anglogold und der Newmont deutet jedenfalls in diese Richtung.