In unserem Artikel „Wer in Gold investieren will, muß Gold physisch kaufen!“ (vgl. Ausgabe 19/06) und bei der Kommentierung vieler Meldungen haben wir bereits wiederholt und eindringlich vor den Gefahren bei Investments in Zertifikaten gewarnt. Ein hervorragender Artikel in der Wirtschaftswoche: „Der bewegte Markt“ vom 20.11.06 veranlaßt uns jetzt, die Fakten über diesen Markt erneut zusammenzutragen und nochmals ausdrücklich vor Investments in Zertifikaten zu warnen.

In unserem Artikel vom 04.10.06 haben wir vor allem auf die von der BIZ angeregte Gründung von „Vorratsbanken“ hingewiesen, die als Auffanginstitute im Notfall zügig aktiviert werden sollen, um die Weiterführung zusammengebrochener Banken zu erleichtern. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, werden demnach umfangreiche Vorbereitungen getroffen, um mit der erwarteten Situation zusammengebrochener Banken umgehen zu können. Für den Anleger ist in diesem Zusammenhang wichtig: Zertifikaten sind Bankschuldverschreibungen, die im Fall einer Bankenpleite wertlos verfallen. Die „Vorratsbank“ wird als Auffanginstitut nicht für die Schuldverschreibungen der Vorgängerbank einstehen.

In der Schlußbetrachtung des Artikels haben wir darauf hingewiesen, daß die Bank beim Verkauf von Zertifikaten mehr verdient (als z.B. beim Verkauf von physischem Gold) und gleichzeitig die Risiken aus den Derivaten auf die Käufer abwälzt.

An dieser Stelle wird der Artikel in der Wirtschaftswoche konkreter. In einer Beispielrechnung für einen Dach-Hedgefonds, der in einzelne Hedgefonds investiert, wird exakt aufgezeigt, wie die Anleger über den Tisch gezogen werden. Unter der Annahme, daß die Einzelfonds einen Gewinn von 10 % (1.000 Euro) erwirtschaften, verbleiben dem Anleger 3,9 % oder 390 Euro. Die Management-gebühr für die Einzelfonds beträgt 2 % oder 200 Euro, der Gewinnanteil der Einzelfonds 20 % oder 200 Euro, die Managementgebühr des Dachfonds 1,5 % oder 150 Euro und der Gewinnanteil des Dachfonds 10 % von 600 Euro, also 60 Euro. Hat der Anleger jetzt noch einen üblichen Ausgabe-aufschlag für Hedgefonds von 5 % bezahlt, muß er bei einem Gewinn der Einzelinvestments von
10 % sogar noch einen Verlust hinnehmen. Die Managementvergütung und die Gewinnbeteiligung wird bei Hedgefonds üblicherweise quartalsweise ausbezahlt – auch wenn die Wertsteigerung überhaupt nicht realisiert wurde.

Erstaunliche Einblicke in den Markt erlaubt Hans Albrecht, der frühere Leiter des Deutschland-Geschäfts der Carlyle Group (Master am Insead und der Harvard Law School), der in der Wirtschaftswoche interviewt wurde. Über die Risiken sagt er: Das Risiko einer weltweiten Finanzkrise ist für mich größer, als das Unfallrisiko für jemanden, der ohne Anleitung und Training einfach mal mit dem Fallschirm in 1.000 Meter Höhe abspringt. Ihm selbst wurde von einem Vermögensverwalter vorgeschlagen, in einen Hedgefonds zu investieren. Seine Antwort: Wenn du das noch mal machst, kündige ich mein Konto bei dir.

Berater wie Klaus Martini, oberster Investmentberater bei der Deutschen Bank und damit ein typischer Vertreter derjenigen, die ihre Kunden „über den Tisch ziehen“: Mit Hedgefonds kann der Anleger „im Durchschnitt langfristig ähnliche Erträge wie mit Aktien erzielen und gleichzeitig einen besseren Schutz gegen Verluste“ genießen, unterschlagen systematisch die entscheidenden Risiken auf die Hans Albrecht verweist. Ein wichtiger Punkt ist, daß Banken das Derivate-Geschäft größten-teils außerhalb der Bilanz abwickeln können. So wäre durchaus denkbar, und dieses Beispiel ist wahrscheinlich gar nicht so weit aus der Luft gegriffen, daß die Deutsche Bank außerhalb ihrer Bilanz eine Shortposition über 1.000 t Gold haben könnte, die um 10 Mrd $ unter Wasser liegen könnte. Sollten die Investoren der Gegenseite eines Tages nicht mehr mitspielen wollen, könnten solche Positionen auch die scheinbar gesündesten Investmentbanken innerhalb von Minuten ruinieren. Vor diesem Hintergrund macht der Vorschlag der BIZ, „Vorratsbanken“ zu gründen, Sinn.

Hans Albrecht nennt weitere Beispiele aus dem 1.600.000 Mrd $ großen Markt für Derivate, dessen Umfang dem 28-fachen des weltweiten BIP entspricht. So hatte eine große US-Investmentbank 12.000 Geschäfte ohne jede schriftliche Fixierung ausstehen, was dazu führte, daß eine deutsche Bank aus der Geschäftsbeziehung zu dieser Bank ausgestiegen ist.

Eine Hammermeldung für jeden Goldanleger ist folgender Hinweis: Selbst mit vermeintlich harmlosen Papieren, die beispielsweise simpel die Preisentwicklung eines Edelmetalls abbilden, können Anleger in der Fallgrube landen. „Zertifikate auf Gold oder Silber sind Beispiele. Hier ist das Volumen viel größer als der tatsächliche Bestand an Barren“ (vgl. obiges „aus der Luft gegriffene“ Beispiel Deutsche Bank). So warnt ABN Amro, einer der Marktführer für Zertifikate in Deutschland, in den Bedingungen wortreich vor „Hedging Disruption Events“ , was bedeutet, daß es der Bank bei Marktturbulenzen nahezu freisteht, zu welchem Kurs sie das Zertifikat zurückzahlt . Dies hat zur Konsequenz, daß gerade in den schwierigen Marktphasen, für die sich Gold- und Silberanleger absichern wollen, die Anlageform der Zertifikate vollständig versagen wird, da die Banken den fairen Wert nicht mehr zurückbezahlen wollen oder gleich komplett konkurs gehen.