Am Freitag den 7. Mai kündigt die Bank of England (BoE) den Verkauf von 415 t der insgesamt 715 t Goldbestände an. Zunächst sollen bis zum 31. März 2000 in 5 Auktionen jeweils 25 t, also insgesamt 125 t verkauft werden. Die restlichen 390 t sollen innerhalb der nächsten 3-5 Jahre verkauft werden. Der Erlös soll zu jeweils 40 % in $ und Euro und zu 20 % in Yen angelegt werden. Der Goldpreis fiel nach dieser Meldung um 5,35 $/oz oder um 1,9 %, was dem grössten Rückgang seit dem 3. Februar 1998 entspricht.

Als ob die internationalen Investmentbanken die überlegungen der Siegel Investments bestätigen wollten, dass sie den Goldpreis in Absprache mit der Fed (und der BoE) in enger Zusammenarbeit manipulieren, folgten Abstufungen aller grossen Goldminenaktien durch Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Die Medien präsentierten sich ebenfalls genau wie vorhergesagt un überschütten die Anleger mit wahren Horrorvorstellungen über das Gold. Bei einem Preisrückgang um 1,9 % schreibt z.B. die FAZ: "Jäher Preissturz am Goldmarkt". "Es gibt wirklich keinen Anreiz mehr, zum jetzigen Zeitpunkt Gold zu kaufen." Das Handelsblatt schreibt: Der Goldmarkt reagierte mit einem Kurssturz." Die Bildzeitung schreibt auf der Titelseite: "Keiner will Gold - Preise rauschen in den Keller." Manfred Hüfner, Sprecher der HypoVereinsbank auf die Frage was die Kleinanleger machen sollen: "Alles verkaufen, raus aus dem Gold".

Ohne auf den üblichen Unsinn der Kommentierung einzugehen, sind einige überlegungen vielleicht aufschlussreich:

1. Großbritannien will mit den Goldverkäufen eine höhere Rendite der Reserven erzielen.
Kommentar: Da der Erlös zu 20 % in Yen angelegt werden soll, greift dieses Argument nicht, da durch Goldverleihungen aktuell jährlich 3,95 % erzielt werden können. Japanische Yen rentieren sich dagegen nur mit etwa 1,0 %.

2. Großbritannien will durch die Goldverkäufe den Ärmsten der Armen schaden. Durch die Ankündigung der Goldverkäufe sinkt der Goldpreis und der IWF kann durch die vorgesehenen (vor allem auch durch Großbritannien geforderten) Goldverkäufe tatsächlich weniger erlösen. Damit will Großbritannien gezielt den Ärmsten der Armen schaden.

Kommentar: Das Argument greift jedoch auch nicht, denn die Erlöse aus den Goldverkäufen des IWF sind nur zur Tilgung nicht einbringbarer Schulden der Entwicklungsländer an die Investmentbanken vorgesehen. Am überschuldeten Zustand der Ärmsten der Armen würden auch wesentlich höhere Erlöse aus Goldverkäufen nichts ändern.

3. Großbritannien verkaufte Gold, um einen Anstieg des Goldpreises über die 300 $ Markte zu verhindern.
Kommentar: Für dieses Argument spricht das Timing, die Goldverkäufe in einem soliden Aufwärtstrend anzukündigen. Das Timing deckt sich mit vorherigen Ankündigungen von Goldverkäufen des IWF, als der Markt technisch in der Lage war, die 300 $ Marke zu überwinden (vgl. Meldung am 07.05.99). Es ist für die meisten Marktbeobachter klar, daß ohne die Meldung der BoE ein Goldpreisanstieg über die 300 $ Marke unmittelbar bevorgestanden hätte.

Die Aussichten
Auch wenn in den nächsten Tagen ein Angriff auf die alten Tiefstände des Goldpreises von den Manipulatoren unternommen werden sollte, zeigt doch die aggressive Berichterstattung im Verhältnis zum bescheidenen Einfluß auf den Goldpreis, daß diese Interessengruppe mit ihren Möglichkeiten am Ende ist. Das Umfeld für Gold ist einfach zu gut für eine weitere nachhaltige Abwärtsbewegung:

1. Die Geldmengen explodieren weltweit, da die Zinsen gesenkt wurden. Eine Anhebung der Zinsen ist nicht möglich, da sonst die Aktienmärkte sofort zusammenbrechen würden. Wir rennen also direkt in eine Inflation, was die Finanzpresse jedoch bislang ignoriert.

2. Der Ölpreis steigt und die Ölaktien haussieren.

3. Die Basismetallpreise steigen und die Basismetallaktien haussieren.

4. Die US-Goldkonzerne verhalten sich trotz deutlicher Kursverluste relativ fest zum Goldpreis. In der Graphik ist der Goldpreis im Vergleich zur relativen Stärke der Goldminenaktien (Goldminenindex/Goldpreis) dargestellt.

5. Der Silberpreis taucht nur ganz kurz ab und kann sich sofort wieder erholen. Auch Platin und Palladium notieren fester.

6. Die US-Goldkonzerne verzeichneten am Freitag, den 07.05.99, am Montag, den 10.05.99 und am Dienstag, den 11.05.99 gewaltige Umsätze von insgesamt etwa 1,0 Mrd $. Es könnte also sein, daß die Investmentbanken die Manipulation wegen der zunehmenden Aussichtslosigkeit bereits aufgegeben haben und sich jetzt mit Hilfe der BoE mit einem riesigen Volumen in Goldminenaktien eingekauft haben, um bei der kommenden Aufwärtsbewegung dabei zu sein.