Nachdem die EU-Zentralbanken und die Schweizer Zentralbank am 26. September 1999 erklärten, dass sie die Goldverkäufe auf jährlich 400 t beschränken wollen und den Umfang der Verleihungen nicht erweitern werden, sprang der Goldpreis innerhalb von 8 Börsentagen von 270 auf 325 $/oz. Die Trendwende am Goldmarkt war eingeleitet.

Nur mit grösster Mühe gelang es, den Preis wieder unter die 300 $/oz-Marke und schliesslich sogar unter die 280 $/oz-Marke zu drücken. Eine Vielzahl von Zentralbanken leisteten dabei Schwerstarbeit und die Medien begleiteten den Vorgang mit der gewohnt negativ gefärbten Berichterstattung. Sehr dubios war der Vorgang um das kuwaitische Gold, das der Bank of England zur Verfügung gestellt wurde, um den Goldpreis mit gezielten Verkäufen wieder zu drücken. Jordanien sprang ein und verkaufte die Hälfte seiner Goldreserven. Die Niederländische Zentralbank kündigte an, 300 t Gold verkaufen zu wollen und begann sofort mit ersten Verkäufen. Alle Verkäufe wurden über die Nachrichtenagenturen ausführlich kommentiert, wobei jeweils bestätigt wurde, dass die Verkäufer einen guten Preis erzielt hätten. Mit den vorgesehenen Verkäufen der Schweizer Zentralbank von 1.300 t, Grossbritanniens von 365 t und der Niederlande von 300 t sind somit die Möglichkeiten der EU-Zentralbanken und der Schweizer Zentralbank zusätzliches Gold zu verkaufen ohne die am 26. September 1999 getroffenen Vereinbarungen zu brechen, bis auf 35 t erschöpft.

Nach der Ankündigung der kanadischen Placer Dome am 4. Februar 2000, die Praxis der Vorwärts-verkäufe einzustellen, schoß der Goldpreis erneut nach oben. Dabei konnte die wichtige Marke von 290 $/oz leicht überwunden werden. Die 290 $/oz-Marke wurde vielfach beachtet, da genau hier am 7. Mai 1999 die Bank of England ihre Absicht erklärte, 415 t Gold über Auktionen verkaufen zu wollen. Das Überwinden der 290 $/oz-Marke wurde daher als Sieg der Goldinvestoren über die Manipulationsversuche der Bank of England gefeiert. Bereits jetzt sehen die Goldauktionen der Bank of England idiotisch aus, da sie in der Nähe der 20-Jahrestiefststände stattfanden.

Die aktuelle Studie der ehemals seriösen Gold Fields Mineral Services (GFMS), die wegen erwarteter Goldverkäufe von Zentralbanken aus dem Mittleren Osten, Asien und Südamerika noch am 14. Januar für die nächsten 6 Monate einen Goldpreis zwischen 265 und 305 $/oz bei einem Mittelwert von 280 $/oz prognostizierte, war bereits nach 3 Wochen hinfällig. Sie wird mittlerweile wie die Prognose: "zwischen 240 und 270 $/oz bei sinkender Tendenz" für das 2. Halbjahr 1999 als billiger Manipulationsversuch zur Unterstützung der Shortpositionen der Investmentbanken betrachtet. Mit dem erneuten Scheitern der Zentralbanken und der Investmentbanken bei dem Versuch, den Goldpreis zu drücken, ist der Weg für den Goldpreis frei, ein wesentlich höheres Niveau zu erreichen. Bei geschätzten Shortpositionen zwischen 8.000 und 10.000 t sollte ein sprunghafter Preisanstieg auf das Niveau zwischen 600 und 800 $/oz leicht möglich sein. Erst auf diesen Niveau wird es möglich sein, durch eine gedämpfte Nachfrage und eine höhere Minenproduktion die riesigen Shortpositionen einzudecken. Bei einer Hausse sind im Verlauf aber auch wesentlich höhere Goldpreise denkbar. Die nächste Hürde ist der Hochpunkt von 339 $/oz von Anfang Oktober 1999.

Wichtiger noch als die Meldung der Placer Dome ist die Meldung der Barrick vom 8. Februar 2000. Barrick hat ihre Vorwärtsverkäufe in den letzten 3 Monaten um 9,0 Mio oz (280 t) reduziert und klargestellt, daß sie diese Vorwärtsverkäufe nicht wieder aufnehmen will. Unter anderem hat Barrick zur Glattstellung der Vorwärtsverkäufe 6,8 Mio Calloptionen zu einem Basispreis von 319 $/oz gekauft. Das Management der Barrick signalisiert mit dem Kauf dieser Calloptionen, daß es von einem Goldpreisanstieg auf weit über 319 $/oz ausgeht. Der Kauf von 280 t Gold der Barrick ist für die internationalen Nachrichtenagenturen kein Thema. Dagegen meldet die Nachrichtenagentur Reuters am 2. Februar 2000 den Verkauf von 1 t Gold der Bank der Niederlande.

Nachdem nun auch der britische Weltmarktführer Anglogold angekündigt hat, seine Goldvorwärtsverkäufe einzudecken, entsteht bei einem steigenden Goldpreis ein zunehmender Druck auf andere Marktteilnehmer, ihre Shortpositionen ebenfalls einzudecken. Dieser Druck könnte bereits in den nächsten Tagen zu einer Kaufpanik und einem rasanten Goldpreisanstieg führen.