Am 25.08.00 und am 30.08.00 berichtete die FAZ unter der Überschrift: "Der Goldmarkt wird von Finanzinstituten manipuliert" und: "Wird der Goldpreis von Großbanken und der amerikanischen Regierung manipuliert?" ausführlich über mögliche Manipulationen des Goldmarktes durch führende Geschäfts- und Investmentbanken. Erstmals wurde auch das Gold Anti Trust Action Committee (GATA) erwähnt. Am 07.09.00 erschien die Antwort auf der Seite 33 der FAZ unter der Überschrift: "Die Verschwörungstheorie am Goldmarkt ist abwegig und falsch".

Die Kernzitate aus dem Artikel vom 25.08.00 im Überblick:

"In der Tat ist es auf den ersten Blick schwer verständlich, daß ein Markt wie der für Gold, der ein chronisch hohes Produktionsdefizit aufweist, über inzwischen Jahrzehnte hinweg verfällt und Preise entstehen, die immer mehr Goldproduzenten zur Aufgabe zwingen."

"Nach Auffassung von Gata gibt es Hinweise auf eine Konspiration unter finanziellen Institutionen zur Kontrolle des Goldpreises. Der Verband versucht aufzudecken, daß solche Institutionen und Goldhandelsbanken über enorm hohe Baisse- oder Shortpositionen am Markt für Edelmetall verfügen. In spekulativer Absicht hätten sie mindestens 10.000 Tonnen Gold leerverkauft, während die Bergwerksproduktion von Gold im Jahr 1998 bei nur 2.529 Tonnen gelegen habe."

"Gata schließt aus der von ihm angenommenen Manipulation des Goldmarktes, daß daraus eine Bedrohung des internationalen Finanzsystems entstehen kann. Gata hat daher dem amerikanischen Kongreß eine 118 Seiten starke Schrift unter dem Titel "Gold Derivative Banking Crisis" vorgelegt und eine öffentliche Untersuchung der Vorgänge gefordert. Sie kann unter der Internetadresse www.gata.org unter der Rubrik "GDBC Report" abgerufen werden."

"Kernpunkt der Vermutungen des Verbandes ist die Annahme, daß die Baissepositionen bei Gold-Derivaten in Höhe von mindestens 10.000 Tonnen unter bestimmten Umständen zu panikartigen Abdeckungen durch Gegengeschäfte, also Käufe, und zu zusätzlichen neuen Käufen führen könnten. Er sieht im rasanten Anstieg des Goldpreises um 84 Dollar je Feinunze vom Herbst des vergangenen Jahres nur ein Vorspiel dessen, was auf den Markt zukommen könne wenn solche panikartigen Abdeckungen eintreten sollten. Dieser Preissprung setzte ein, als 15 europäische Zentralbanken am 26. September 1999 erklärten, sie würden ihre Goldverkäufe und andere Operationen mit dem Edelmetall für zunächst fünf Jahre begrenzen."

Diskussion des Artikels vom 07.09.00:

Interessanterweise wurden die beiden Artikel über die Theorie der Manipulation des Goldpreises in Frankfurt geschrieben, während der Artikel vom 07.09.00, in dem die Manipulation als abwegig beschrieben wird, in London verfaßt wurde, also dem Handelszentrum, in dem nach Expertenmeinung die Manipulation des Goldmarktes maßgeblich organisiert wird.

In dem Artikel werden Studien der Gold Fields Mineral Services (GFMS) und des World Gold Council (WGC) zitiert (vgl. Schlagzeilen Gold), die die Ausführungen des GATA widerlegen sollen. Das WGC erkennt "keinerlei Hinweise auf eine Verschwörung von Marktteilnehmern".

Frühere Analysen haben zweifelsfrei gezeigt, daß die Studien und Goldpreisprognosen des GFMS auf der Wellenlänge der Interessen der Investmentbanken liegen. Spätestens nach den Ausführungen des FAZ-Artikels vom 07.09.00 muß auch dem WGC unterstellt werden, daß es die Interessen der Goldindustrie zugunsten der Interessen der Investmentbanken vernachlässigt.

Jessica Cross, die Autorin der Analyse des WGC, fordert vom GATA die sofortige Einleitung rechtlicher Schritte und behauptet, daß das GATA bis heute keine namhafte amerikanische Anwaltskanzlei gefunden hat. Dies ist definitiv eine Lüge. Wir berichteten bereits darüber, daß GATA das sehr renommiertes Anti-Trust Anwaltsbüro Berger & Mongtague für eine Klagevorbereitung beauftragt hat. Zu beachten ist allerdings, daß es sich um einen schwierig zubeweisenden Sachverhalt handelt und daß immerhin die Federal Reserve und die größten Investmentbanken der Welt zur Anklage stehen.


Vielleicht ist es auch keine Nebensächlichkeit, daß dem Chairman des GATA, Bill Murphy in den letzten Wochen sein Auto gestohlen und er auf offener Straße zusammengeschlagen wurde. Bei dem riesigen Gewinnvolumen (s.u.), das für die Investmentbanken auf dem Spiel steht, sind Einschüchterungsversuche aller Art denkbar. Ein weiterer Hinweis auf massive Einschüchterungs-versuche findet sich in dem FAZ-Artikel selbst. Nachdem die Studie des GATA bei amerikanischen Kongressabgeordneten auf großes Interesse gestoßen war, wurden Vertreter des GATA von Repräsentanten eines Ausschusses des amerikanischen Kongresses empfangen. Laut FAZ betonen diese später, Murphy "lediglich aus Höflichkeit empfangen zu haben." Daß es Druck auf die Kongressabgeordneten gab, läßt sich daraus ableiten, daß sich die Mitglieder des amerikanischen Kongresses mit dieser Aussage selbst lächerlich machen.

Die GFMS behauptet, daß "die Behauptung der Verschwörung absurd, nicht haltbar und schlichtweg falsch sei." Die Zahlen des WGC über die Goldleihen der Zentralbanken liegen bei 4.750 t und nicht bei den Schätzungen von 9.000 bis 10.000 t des GATA.

Die Zahlen sind nicht beweisbar, da die Zentralbanken keine Auskünfte über ihre Goldleihen veröffentlichen und daher für uns nicht überprüfbar.

In dem Artikel wird ausgeführt, daß die derivativen Geschäfte der Banken "angeblich" massiv ausgeweitet wurden.