Gold als Anlagemöglichkeit in einem Crack-up Boom

Während viele Experten im Jahresverlauf 2009 von den steigenden Preisen für Gold, Öl, Rohstoffen und Aktien überrascht wurden, haben Analysten, deren Empfehlungen auf der Basis der Österreichischen Schule der Nationalökonomie basieren, genau diese Entwicklung vorhergesehen. Mit dem Wissensvorsprung dieser Theorie konnte die Entwickung an den Märkten vorhergesehen und für überdurchschnittlich gute Erträge umgesetzt werden. Für die aktuelle Anlageentscheidung stellt sich nun die spannende Frage, wie sich diese Entwicklung fortsetzt. Sollte die Theorie richtig sein, dürfte sich in den nächsten Jahren ein Szenario entwickeln, das mit dem Begriff „Crack-up Boom“ oder Katastrophenhausse am besten beschrieben werden kann.

Ludwig von Mises, einer der bekanntesten Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, beschreibt den Crack-up Boom als Folge des Auseinanderdriftens von Finanz- und Realwirtschaft, das auf einem Punkt zusteuert, ab dem die Inflation nicht mehr kontrollierbar ist. Staatliche Behörden und Zentralbanken versuchen durch immer weitgehendere Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen, die Konjunktur anzuschieben. Die Bevölkerung verliert in dieser Phase das Vertrauen in die Papierwährungen und versucht sich durch den Kauf von Sachwerten vor dem Inflationsverlust zu schützen. Die Nachfrage nach Sachwerten führt widerum zu einem Boom, der von der Angst vor weiteren Wertverlusten der Papierwährungen angeschoben wird. Die Entwicklung steuert auf eine unkontrollierbare Inflation und eine Währungsreform zu.

Wer den Crack-up Boom nicht nur als wenige Wochen andauernde Endphase eines sich auflösenden Papiergeldsystems verstanden hat, konnte die erwartete Entwicklung durchaus auf die Entwicklung an den Finanzmärkten übertragen. Nach einer kurzen Phase fallender Preise im Jahresverlauf 2008 verzeichneten die Edelmetallmärkte, Rohstoffmärkte und Aktienmärkten Anfang 2009 eine fulminante Wende. Selbst die Immobilienmärkte zeigen weltweit Stabilisierungstendenzen. Auch die staatlichen Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen, wie die Rettungspakete für die Banken und die Abwrackprämie sind für niemanden mehr zu übersehen.

Das allgemein anerkannte Wirtschaftsmodell von Keynes, das im Wesentlichen die Plünderung des Wohlstands durch das Zentralbanken-Banken-System und die Wohlstandsumverteilung durch Politiker legalisiert, steht vor dem Offenbahrungseid. Dass die Milliardenkredite, die vom IWF weltweit finanziert und verteilt werden oder die Milliardenschulden, die von den Banken auf die Staatshaushalte umgebucht wurden aus dem dadurch angeschobenen Wirtschaftswachstum bedient oder zurückbezahlt werden können, daran dürften selbst diejenigen nicht glauben, die solchen Unsinn verzapfen. Bislang gilt das von Bernard Madoff kreierte Schneeballsystem im Volumen von 65 Mrd $ als größter Betrugsfall der Wirtschaftsgeschichte. Dies dürfte sich ändern, wenn erkannt wird, dass es sich beim Schneeballsystem der Staatsfinanzierung im weltweiten Volumen von zehntausenden Milliarden $ tatsächlich um einen zigfach größeren Betrugsfall handelt.

Bereits für den Jahresverlauf 2010 zeichnet sich ein zunehmender Druck in Richtung steigender Zinsen ab, der dazu führen wird, dass Gelder aus der Blase an den Anleihemärkten abgezogen werden und in Aktien, Rohstoffe und Gold investiert werden. Die stabilen Aufwärtstrends an den Aktienmärkten, Rohstoffmärkten und Edelmetallmärkten dürften damit fortgeschrieben werden. Auch die Immobilienmärkte dürften sich weiter stabilisieren und sich wenigstens teilweise wieder erholen.

Eine Investition in Gold ist in diesem Umfeld das einfachste Investment und sollte in keinem Depot neben Aktien, Rohstoffen und Immobilien fehlen. Gold wird seit über 5.000 Jahren weltweit und in allen Kulturen als bleibender Wert anerkannt, ist beliebig teilbar und beinhaltet auf kleinem Raum einen großen Wert. Wegen der hohen Dichte von 19,3 g/cm3 läßt sich in einem Wasserglas mit einem Volumen von gut 200 ml Gold mit einem Gewicht von 4 kg und einem aktuellen Gegenwert von über 100.000 Euro unterbringen.

Unabhängig von der Betrachtung im Zusammenhang mit einem Crack-up Boom konnte der Goldpreis die fundamentale Unterbewertung nach der 21 Jahre andauernden Baisse zwischen 1980 und 2001 trotz des Preisanstiegs noch nicht ganz ausgleichen. Da in den letzten Jahren zu wenig in die Exploration neuer Minenvorkommen investiert wurde, fällt die Goldproduktion seit 5 Jahren leicht zurück. Dieser rückläufige Trend ist nur bei einem dauerhaften Goldpreisanstieg auf über 1.500 $/oz umzukehren. Sollte die Nachfrage aus den Schwellenländern China und Indien im Trend der letzten Jahre weiter ansteigen und die Zentralbanken ihre Goldverkäufe einstellen, dann errechne ich für Gold nach heutiger Kaufkraft einen Gleichgewichtspreis von etwa 1.600 $/oz.

Die um den Jahreswechsel in den deutschen Tageszeitungen erschienenen Meldungen über eine Goldblase sind aus meiner Sicht völlig unbegründet und werden in den meisten Fällen mit der Meinung von Analysten belegt, die in den letzten Jahren nie zu Investitionen im Goldbereich geraten haben. Von Investitionen in Gold in Form von Zertifikaten, ETFs und Xetra Gold rate ich dringend ab, da im Krisenfall der Zugriff auf das physische Gold abgelehnt oder die Ausliegerung von physischen Gold ausgesetzt werden könnte – und Gold ist ja gerade ein Investment für den Krisenfall.

Mit dem Szenario eines auf 1.600 $/oz ansteigenden Goldpreises ergibt sich auch für Goldminenaktien ein hervorragendes Gewinnpotential. Durch den erwarteten Gewinnanstieg der Goldproduzenten dürften die Aktien der Goldproduzenten etwa 50 bis 150 % zulegen können. Da die Goldminenaktien ihre Unterbewertung nach dem Ausverkauf im Jahresverlauf 2008 trotz des Kursanstiegs im Jahresverlauf 2009 noch nicht vollständig ausgleichen konnten, erhöht sich dieses Potential nochmals um etwa 20 bis 30 %. Wegen der hohen Einzelrisiken sollte ein Goldminendepot aus mindestens 10 Werten bestehen. Alternativ kann auf ein Investment in Goldminenfonds ausgewichen werden, die üblicherweise in etwa 30 bis 50 Werten investiert sind.

Zur Person ein Vorschlag: Martin Siegel ist ein bekannter Goldmarktexperte und verfasste zwischen 1993 und 1998 insgesamt 8 Bücher über die Analyse des Goldmarktes und der Goldminenaktien. Er war zwischen 1988 und 2008 Herausgeber der Zeitschrift "Der Goldmarkt", wurde mehrfach als Berater des PEH-Q-Goldmines Fonds ausgezeichnet und ist bekannt durch Vorträge, Artikel in Zeitschriften und Fernsehinterviews. Heute berät er den Stabilitas Pacific Gold + Metals Fonds, der sich 2009 mit einem Gewinn von 131,1 % als bester Goldminenfonds durchsetzen konnte. Martin Siegel ist Gründer und Geschäftsführer der Westgold GmbH (www.westgold.de)