Wie hoch war das Rating der Barings Bank einen Tag vor dem Bankrott? Diese Frage sollte sich jeder stellen, der in Gold und Silber investieren will. Nach unserer Einschätzung wird das Risiko von Investitionen in Zertifikate und andere Derivate völlig unterschätzt. Zertifikateverkäufer geben gerne den Hinweis auf die Bonität des eigenen Instituts. Viel wichtiger und völlig undurch-schaubar sind jedoch die Risiken, die sich aus den Kontraktpartnern der Zertifikateverkäufer ergeben. Geht beispielsweise ein Kontraktpartner pleite, kann eventuell auch der Zertifikateverkäufer seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und der Kunde behält das, was er gekauft hat, nämlich wertloses Papier. Sie glauben das Beispiel sei aus der Luft gegriffen. Dann haben Sie den letzten Bericht der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) nicht gelesen, der in der Wirtschaftspresse praktisch totgeschwiegen wurde, obwohl er an Brisanz kaum zu überbieten ist und einen Hinweis darauf gibt, daß hinter den Kulissen bereits panikartig an der Rettung unseres Finanzsystems gearbeitet wird.

Die BIZ regt die Gründung von „Vorratsbanken“ an. Das sind Auffanginstitute, die im Notfall zügig aktiviert werden und die Weiterführung zusammengebrochener Banken erleichtern sollen. Die BIZ warnt vor allem vor einem Teufelskreis bei der Rückabwicklung hochspekulativer Handelspositionen. Dabei ist die BIZ nicht irgendeine unwichtige Institution. Sie dient als sogenannte Zentralbank der Zentralbanken, so daß ihre Warnungen unbedingt ernst genommen werden sollten.

Hallo? Haben Sie das wirklich genau gelesen. In einem Umfeld, in dem die Banken praktisch täglich neue Rekordgewinne melden, schreibt die BIZ von der „Weiterführung zusammen-gebrochener Banken?“ Um es noch mal ganz deutlich auszudrücken: Wenn ihre Bank pleite ist, dann ist ihr Zertifikat wertlos! Ganz egal ob Gold, Zucker, ein Affe oder das Zahlungsversprechen von Norbert Blüm draufsteht. Wer diese Meldung nicht als ernsthafteste Warnung vor Investments in Derivate versteht, dem kann beim besten Willen nicht mehr geholfen werden.

In diesem Umfeld erscheint in einer deutschen Wirtschaftszeitung am 20.09.06 ein Artikel mit der Überschrift: „Anleger sollten Risiken aus ihren Depots nehmen und den Anteil Alternativer Investments stark erhöhen“. In dem Artikel weiter: „Als Alternativ-Investments werden zum Beispiel die Anlageklassen Private Equity und Hedge-Fonds sowie Rohstoffe und liquide Immobilien-Finanzinstrumente gesehen“ und „Deutsche Bank rät zu einer deutlich stärkeren Gewichtung von Alternativ-Investments“. Dazu passend auf der Titelseite derselben Zeitung: „Fehlspekulation erschüttert Banker. Milliardenverluste des Hedge Fonds Amaranth schüren die Angst vor einer Finanzkrise“.

Da verzockt ein Hedge-Fonds innerhalb von wenigen Wochen 6 der 9,5 Mrd $ Anlagegelder und die Deutsche Bank empfiehlt, das Risiko aus den Depots zu nehmen und den Anteil von Hedge-Fonds zu erhöhen.

In den letzten Jahren sind Anlage- und Zahlungsalternativen auf physischer Goldbasis unter den Namen e-gold und GoldMoney eingeführt worden. Weiterhin gibt es Gesellschaften, die auf die Einzahlung von Kunden Gold und Silber physisch einlagern. Möglicherweise gibt es einige Vorteile dieser Konstruktionen, wie schnelle Verfügbarkeit oder die Einsparung der Mehrwertsteuer beim Silberkauf, die jedoch alle nicht den Nachteil aufwiegen, daß das Gold zentral gelagert wird und die Behörden im Zweifelsfall bequem darauf zugreifen können. So wurde beispielsweise e-gold durch Mitarbeiter des FBI kurz vor Weihnachten 2005 für 3 Tage lahmgelegt, was zeigt, wie anfällig das System für Eingriffe durch Behörden ist. Mittlerweile verfügt e-gold über 2,8 Mio Konten, für die 4 t Gold in London, Dubai und Zürich eingelagert wurden. Das Goldguthaben sämtlicher 2,8 Mio Konten könnte wie oben beschrieben mit geringstem Aufwand blockiert werden. Hätten die Anleger ihr Gold dagegen auf 2,8 Mio Depots verteilt, wäre der Aufwand für die Behörden für einen Zugriff enorm viel größer. Gleiches gilt für die 17.000 Konten der GoldMoney, deren 4 t Gold zentral bei Via Mat in London gelagert werden. Im Zweifelsfall dürfte den Anlegern ihr Eigentumsanspruch auf das Gold nichts nützen.

Dabei ist der physische Goldhandel in Deutschland mittlerweile so perfekt organisiert, daß nicht mehr auf Zertifikate oder andere Konstruktionen ausgewichen werden muß. Beispielsweise wird der 1-kg-Goldbarren der Firma Westgold (www.westgold.de) mit einer Handelsspanne von 2,0 % gehandelt. Sie verlieren also beim Kauf und Verkauf jeweils nur 1,0 % des Gegenwertes. Der Versand kostet für jeden Weg zusätzlich jeweils 0,13 %, so daß sich die Transaktionskosten auf insgesamt 2,26 % belaufen. Die Kosten für ein Zertifikat übertreffen die Kosten des Goldkaufs inklusive der An- und Verkaufsgebühren und der internen Kosten im Vergleich dazu bereits nach einem Jahr. Zudem ist die Lagerung einfacher als vielfach angenommen wird. Wegen der hohen Dichte des Goldes lassen sich in einem Schließfach leicht 20 1-kg-Barren einlagern, so daß die jährlichen Lagerkosten bei etwa 50,- Euro pro Schließfach mit 0,02 % zu vernachlässigen sind.

Warum Ihnen von den Banken dennoch der Kauf von Zertifikaten im Vergleich zum Goldkauf nahegelegt wird, liegt auf der Hand. Der Verkauf von Zertifikaten, die nichts anderes als unverzinste Bankschuldverschreibungen sind, ermöglicht es der Bank, das erhaltene Geld beispielsweise in einem Hedge Fonds der Klasse LTCM oder Amaranth anzulegen. Niemand könnte die Bank daran hindern, den Goldpreis mit dem aus dem Verkauf eines Long-Zertifikats erhaltenen Geld durch den Verkauf von Gold an den Futures-Märkten zu drücken. Die Bank verdient mehr und wälzt gleichzeitig die Risiken aus den Derivaten ganz bequem auf Sie ab.