1. Inflation

Das Handelsblatt veröffentlicht am 13.05.08 ein Interview mit dem „renommierten US-Ökonom“ Nouriel Roubini (Berater der Clinton Administration und des IWF, Professor an der New York University) unter dem Titel: „Der Staat muß radikal eingreifen“.

Auf die Frage, wie er das bisherige Krisenmanagement von Notenbanken und Regierung beurteilt, antwortet Roubini: „Es ist richtig, daß der frühere Fed-Chef Alan Greenspan die Immobilienblase dadurch verursacht hat, daß er die Leitzinsen zu lange zu niedrig gehalten hat“. … „Sein Nachfolger Bernanke hat die Krise zunächst völlig falsch eingeschätzt“. … „Seit dem vergangenen Sommer hat die Fed jedoch den Ernst der Lage erkannt und aggressiv Liquidität ins Finanzsystem gepumpt“. Die Zitate befinden sich mit kurzen Lücken in einer einzigen Antwort.

Irgendwie scheint es so zu sein, daß die zu lange theoretische Beschäftigung mit dem Papiergeldsystem zwangsläufig zu einem Dachschaden führt. Zunächst kritisiert Roubini, daß die Fed die Immobilienblase durch die niedrigen Leitzinsen verursacht hat und 5 Sätze später bescheinigt er der Fed, daß sie mit der selben Politik den „Ernst der Lage“ erkannt hat. Daß Roubini nicht mehr durchblickt, offenbart sich in der Forderung, daß der „Staat radikal eingreifen muß“, um die Krise zu bewältigen.

Warum die Wirtschaftsprofessoren und die Politiker nicht mit der aktuellen Entwicklung umgehen können, liegt in der Tatsache begründet, daß sie kein Verständnis für das Funktionieren des Papiergeldsystems haben. Jeder Privatanleger, der auch nur eines der Bücher „Das Silberkomplott“, „Die Kreatur von Jekyll Island“, „Das Schein-Geld-System“ oder „Geld, Gold und Gottspieler“ gelesen hat, hat mehr vom Funktionieren des Papiergeldsystems verstanden, als die Elite der Wirtschaftsprofessoren und der Wirtschafts- und Finanzpolitiker zusammengenommen.

Wie kann es sein, daß Wirtschaftsprofessoren oder Politiker „überrascht“ vom Anstieg der Inflationszahlen sind? Die Antwort ist relativ einfach: Sie wissen nicht, was Inflation ist. Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge. Relativ anschaulich wird dies am Beispiel des Goldstandards. Im Goldstandard bleibt die Geldmenge (Goldmenge) konstant. Folglich ist die Inflation gleich null, was über viele Jahrzehnte zweifelsfrei beobachtet werden kann.

In einem Papiergeldsystem wird die Geldmenge kontinuierlich ausgeweitet. Derzeit liegt die Ausweitung der EU-Geldmenge bei 10,3 %. Die Inflationsrate liegt demnach exakt bei 10,3 %. Es gibt Marktteilnehmer, die diese Inflation für sich nutzen können. Dazu zählen die Banken, die jetzt billige Kredite von den Zentralbanken erhalten, um beispielsweise die Löcher zu stopfen, die durch überzogene Bonuszahlungen in den letzten Jahren in den Bilanzen entstanden sind. Dazu zählen Investoren, wie Hedge-Fonds Manager John Paulson, der es durch Umschichtungen von Geldern geschafft hat, für 2007 ein Einkommen von 3.700 Mio $ auf sein Privatkonto zu schaufeln. Dazu zählen auch Investoren in Nahrungsmitteln, die zu Lasten von Endverbrauchern am Ende der Inflationskette dafür sorgen, daß die Preissteigerungsrate von Nahrungsmitteln innerhalb von 1 Jahr weltweit auf 57 % angestiegen ist. Während Immobilien- und Aktienbesitzer mit ihrem Sachvermögen langfristig in der Nähe der Inflationsrate ihre Kaufkraft erhalten, bezahlen vor allem die Sparer und die Besitzer von Forderungen aus Renten- oder Versicherungsleistungen.

Bei einer Inflationsrate von 10,3 % und einem Zins von 2 % verliert der Sparer jährlich 8,3 % seiner Kaufkraft. Dieser Verlust findet sich 1:1 auf der Seite der Einkommen der Hedge-Fonds-Manager oder der Bezieher von Verteilungsaktionen von Politikern wieder. Die Wirkungsweise der Inflation ist demnach so, daß alle Anleger, die nach Steuern eine Rendite von wenigstens 10,3 % erwirtschaften, Kaufkraft verlieren. Dabei muß allerdings bedacht werden, daß es bei dieser Betrachtung nicht um einen zusammengemurksten Warenkorb von Interessen geleiteten Statistikern handelt, sondern um alle Waren inkl. Benzin, Immobilien in Spitzenlagen in London, Luxusjachten, qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln usw.

Langfristig nützt dem Anleger in Gold demnach auch nur ein Goldpreisanstieg, der über dem Wachstum der Geldmenge liegt, um die Kaufkraft seines Vermögens zu erhalten.